
Die Anforderungen der Banken sind für Selbstständige komplexer.
Finanzierung für Selbstständige
Viele Finanzierungen scheitern nicht am Objekt, sondern an unvollständigen Unterlagen – besonders bei Selbstständigen. Mit guter Vorbereitung lassen sich viele Hürden rechtzeitig ausräumen.
Finanzierung für Selbstständige – Kredite, Lösungen & Voraussetzungen 2025
Selbstständige und Freiberufler stehen bei Finanzierungen häufig vor besonderen Herausforderungen: schwankende Einnahmen, strengere Bonitätsanforderungen und umfangreichere Unterlagen. Gleichzeitig benötigen viele Selbstständige flexible Finanzierungslösungen – sei es für Liquidität, Investitionen oder private Vorhaben wie eine Baufinanzierung.
In diesem Leitfaden erfährst du, warum Selbstständige am Kreditmarkt anders bewertet werden, welche Lösungen es gibt und wie du deine Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung deutlich erhöhen kannst.
Warum ist eine Finanzierung für Selbstständige schwieriger als für Angestellte?
Kurz gesagt: Selbstständige haben es objektiv schwerer, eine Immobilien- oder Privatfinanzierung zu erhalten.
Das liegt nicht an einer Benachteiligung durch Banken, sondern an der komplexeren Bonitätsbewertung:
Einkommen schwankt stärker
steuerliche Optimierung erschwert die Vergleichbarkeit
Nachweise müssen rekonstruiert statt abgelesen werden
Planbarkeit ist statistisch schwieriger einzuschätzen
Während bei Angestellten die Bank sofort das gesetzliche Netto aus den Gehaltsabrechnungen erkennt, muss sie dies bei Selbstständigen erst ermitteln:
Jahresergebnis prüfen
Steuerlast aus dem Steuerbescheid ableiten
gesetzliches Netto berechnen
Schwankungen der letzten Jahre bewerten
Diese Komplexität führt dazu, dass Selbstständige sorgfältiger geprüft werden – selbst dann, wenn sie über Jahre hinweg stabil gewirtschaftet haben.
Extrembeispiel: Warum Angestellte oft leichter Kredite erhalten als langjährige Selbstständige
Auf den ersten Blick wirkt es paradox:
Ein erfahrener Einzelselbstständiger mit zehn Jahren unternehmerischer Stabilität, der seine Zahlungsströme zuverlässig bedient und seine Branche kennt, wird oft strenger bewertet als ein junges Ehepaar von gerade einmal 18–19 Jahren, das erst frisch ins Berufsleben eingestiegen ist.
Wie ist das möglich?
1. Banken bewerten nicht die Person – sondern die Vorhersagbarkeit des Einkommens
Bei Angestellten ist das Einkommen:
konstant
standardisiert
gesetzlich geschützt
leicht berechenbar
statistisch gut prognostizierbar
→ Risiko gering, Modell klar.
Bei Selbstständigen sind viele Variablen im Spiel:
Umsatzentwicklung
Auftragslage
Forderungsausfälle
Branchenschwankungen
Krankheit / Ausfall
Unternehmensstruktur
Liquiditätsmanagement
→ Risiko vielschichtig, Modell komplex.
2. Warum prüft die Bank bei Gesellschafter-Geschäftsführern trotz Lohnabrechnung die Unternehmenszahlen?
Viele Gesellschafter-Geschäftsführer zahlen sich ein reguläres Gehalt aus und haben ganz normale DATEV-Lohnabrechnungen. Trotzdem verlangen Banken weitere Unterlagen wie Bilanzen, BWA und Steuererklärungen.
Der Grund ist zentral:
Das Einkommen eines beherrschenden GGF ist wirtschaftlich nicht unabhängig von ihm selbst.
Auch wenn es buchhalterisch als normales Gehalt verbucht wird, hängt es vollständig von der Ertragskraft des eigenen Unternehmens ab.
Die Bank weiß:
Der GGF kann sein Gehalt selbst festlegen
In schwachen Zeiten wird dieses Gehalt als erstes reduziert
Die Auszahlung ist nicht durch einen externen Arbeitgeber abgesichert
Die tatsächliche Tragfähigkeit zeigt sich nicht auf dem Lohnschein, sondern in den Unternehmenskennzahlen
Darum prüfen Banken zusätzlich:
EÜR oder Bilanzen
BWA
Steuererklärungen & Steuerbescheide
Trotz formalem Arbeitsvertrag gilt ein beherrschender GGF aus Bankensicht nicht als klassischer Arbeitnehmer, sondern als unternehmerischer Einkommensbezieher.
3. Müssten Banken dann nicht fairerweise auch den Arbeitgeber bei Angestellten risikoanalysieren?
Aus einer rein logischen Perspektive könnte man tatsächlich sagen:
Ja – fair wäre es eigentlich, auch die wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers eines Angestellten zu prüfen.
Denn das Einkommen eines Angestellten hängt ebenfalls davon ab, dass:
der Arbeitgeber stabil bleibt,
keine Standortschließungen passieren,
keine Umstrukturierungen erfolgen,
keine Insolvenz droht.
Warum passiert diese Prüfung also nicht?
1. Banken können Arbeitgeber nicht individuell prüfen
Angestellte arbeiten:
in Konzernen,
in Mittelstandsunternehmen,
in Kleinstbetrieben,
in Start-ups,
in Filialstrukturen,
in globalen Organisationen.
Eine bankseitige Risikoanalyse aller möglichen Arbeitgeber wäre:
praktisch unmöglich,
rechtlich teils nicht zulässig,
organisatorisch nicht durchführbar,
statistisch nicht sinnvoll.
2. Für Angestellte gibt es belastbare statistische Erfahrungswerte
Banken verlassen sich auf jahrzehntelange Daten:
Angestellte finden nach einem Jobverlust statistisch schneller wieder eine vergleichbare Stelle als Selbstständige neue Kunden.
Das muss im Einzelfall nicht stimmen –
aber Risikomodelle arbeiten nicht mit Einzelfällen, sondern mit Mustern.
3. Das Einkommen eines Angestellten ist „extern gesichert“
Was Banken wesentlich beruhigt:
Die Gehaltszahlung eines Angestellten ist eine Drittschuldnerleistung.
Der Angestellte kann seinen Arbeitgeber nicht selbst steuern.
Arbeitsmarkt, Sozialversicherung und Kündigungsschutz schaffen Auffangmechanismen.
4. Das Einkommen eines GGF ist „intern abhängig“
Im direkten Vergleich zeigt sich der Unterschied:
Angestellter:
Einkommen kommt von einem Arbeitgeber, der unabhängig vom Arbeitnehmer existiert.
Gesellschafter-Geschäftsführer:
Einkommen kommt von einem Unternehmen, das er selbst wirtschaftlich repräsentiert.
→ Fällt das Unternehmen, fällt das Einkommen komplett weg.
→ Daher muss die Bank die Unternehmenszahlen prüfen.
5. Schlussfolgerung
- Das Einkommen eines Angestellten systemisch abgesichert ist.
- Das Einkommen eines Unternehmers unternehmerisch abhängig ist.
- Banken keine Einzelunternehmen als Arbeitgeber prüfen können.
- Banken bei Angestellten mit statistischen Erfahrungswerten arbeiten.
- Bei Selbstständigen hingegen Einzelfallrisiko besteht – und genau das muss geprüft werden.
Fazit:
Der strengere Prüfprozess ist keine Wertung der Person, sondern Ausdruck:
-> der höheren Variabilität
-> der geringeren Planbarkeit
-> der komplexeren Risikoabschätzung
Wie Banken das Einkommen von Selbstständigen berechnen
Die Bank bewertet üblicherweise die Gewinne der letzten zwei bis drei Jahre.
Dabei existieren mehrere Vorgehensweisen:
1. Durchschnittswert (häufig)
Viele Banken bilden den Durchschnitt der letzten Jahre und ziehen anschließend einen Sicherheitsabschlag ab.
2. Letztes Jahr (bei stabil steigenden Zahlen)
Wenn die Ertragslage kontinuierlich steigt, setzen einige Banken das zuletzt erzielte Jahresergebnis an.
3. Vorsichtsprinzip (konservative Institute)
Gerade bei stark schwankenden Gewinnen orientieren sich manche Kreditgeber am schwächsten Jahr.
Dieses Vorgehen schützt die Bank:
Ein einziges „schwaches Jahr“ kann die maximale Darlehenshöhe spürbar reduzieren.
Für Verbraucher wichtig zu wissen:
Die Bewertungsmethode unterscheidet sich je nach Bank deutlich.
Wichtige Unterlagen, die Selbstständige immer einreichen müssen
Da das Einkommen nicht auf einem Blick ersichtlich ist, benötigen Banken umfangreiche Nachweise:
Jahresabschlüsse der letzten 2–3 Jahre (Bilanz + GuV) oder EÜR
Einkommensteuererklärungen + Steuerbescheide
BWA (aktuell + Vorjahresvergleich)
Summen- und Saldenlisten
private & geschäftliche Kontoauszüge
Nachweise der Altersvorsorge (Rentenverlauf, private Verträge)
Die Unterlagen zeigen der Bank sowohl die historische Stabilität als auch die aktuelle wirtschaftliche Lage.
Wichtig: Vorbereitung ist entscheidend
Selbstständige sollten Unterlagen vor der Antragstellung mit dem Steuerberater aufbereiten.
Tipps, wie Selbstständige ihre Finanzierungschancen verbessern können
Tipp 1: Vorlaufzeit einplanen
Unterlagen frühzeitig konsolidieren und prüfen.
Tipp 2: Schwankungen kompensieren
Mit einem realistischen Puffer planen – nicht am Limit finanzieren.
Tipp 3: Durchschnittswerte im Blick behalten
Banken nutzen Durchschnittswerte oder Sicherheitsabschläge – entsprechend kalkulieren.
Tipp 4: Unterlagenqualität steigert die Bewertung
Saubere, vollständige Dokumente führen nachweislich zu besseren Konditionen.
Welche Dinge allgemein zu beachten sind (auch für Selbstständige) haben wir auf der Seite ‚Die 10 häufigsten Fehler der Baufinanzierung‘ dargestellt.
Wir kennen die Herausforderungen von Selbstständigen – und die Logik der Banken.
Darum bieten wir:
Zugang zu spezialisierten Bankpartnern
Vorbereitung der Unterlagen
realistische Finanzierungsszenarien
Risikoeinschätzungen aus Bankensicht
persönliche, individuelle Beratung
Viele Selbstständige erhalten bei uns Finanzierungen, die bei anderen Banken zuvor abgelehnt wurden.
Häufige Fragen (FAQ)
Bekomme ich als Selbstständiger überhaupt einen Kredit?
Ja – mit vollständigen, guten Unterlagen.
Wie lange muss ich selbstständig sein?
Idealerweise 36 Monate
Was passiert bei schwankenden Gewinnen?
Viele Banken nutzen Durchschnittswerte; konservative Institute setzen auf das schwächste Jahr.
Kann ich als Selbstständiger eine Baufinanzierung bekommen?
Ja – mit sauberer Vorbereitung sogar zu sehr guten Konditionen.
Wir sind jederzeit persönlich für Sie da!
Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne bei Ihrer Baufinanzierung.
